Katinka Wirsch
Meine beiden Bergschafe, Sissi und Samson, begleiten mich seit dem letzten Studienjahr.
Meine Geschichte
Tierärztin wollte ich schon werden, seit ich 13 Jahre alt war.
Mein Mentor war ein grummeliger Riese, mit einer rauen Schale und einem weichen Kern. Ein Großtierpraktiker vom alten Schlag, der ein männliches Kaninchen nicht von einem weiblichen unterscheiden konnte, aber trotzdem ein wahnsinnig gutes Händchen für Pferde hatte...
...allerdings war ich in der Schule so stark mit anderen Dingen beschäftigt, dass meine Abiturnote mich fünfeinhalb Jahre auf die ZVS Zulassung hat warten lassen. In dieser Zeit lernte ich die Arbeitswelt bei Deutschlands gelben Riesen mit dem Posthorn kennen. Zudem nutzte ich die Zeit, um durch Praktika bei verschiedenen Klein- und Großtierpraxen, in der Umgebung meines Heimatortes Mainz, wie auch in großer Entfernung, z. B. am Bodensee, Einblicke in den Alltag eines Tierarztes zu bekommen. So blieb ich immer im Kontakt mit meinem Traumberuf und ich konnte es kaum erwarten, mit dem Studium zu beginnen.
Nachdem ich Jahr um Jahr einen Zulassungsantrag an die ZVS schickte und Wartesemester sammelte, war es 2008 endlich soweit. Ich ging im Oktober zum Studium an die Ludwig-Maximilian-Universität nach München, ins wunderschöne bayerische Voralpenland. Mit im Gepäck meine beiden Meerschweinchen und mein Shetland Pony. Mein Großpferd Pinocchio blieb im heimischen Mainz und zog später nach Idstein. Mein Freund und mittlerweile Ehemann, zog kurz darauf hinterher.
Nach der Approbation 2014 arbeitete ich an der LMU an einer Studie zur Nicht-Konventionellen Masthähnchenhaltung. Parallel dazu sammelte ich Erfahrung in verschiedenen Kleintier-und Nutztierpraxen, welche mit unterschiedlichen Behandlungs- und Therapieansätzen arbeiten. Während der Arbeit an der Studie, bekam ich tiefgreifende Einblicke in die Wirtschaftsgeflügelproduktion. Es war eine sehr lehrreiche Zeit für mich und seitdem steht für mich fest, dass sehr viel falsch läuft und so wollte ich nicht arbeiten. Ich stellte auch fest, dass oft nur symptomatisch das abgestellt wurde, was beim Tier und im Umfeld gerade schief lief. In aller Regel chemisch und nicht nachhaltig, statt das Tier und das Umfeld ganzheitlich zu betrachten und präventiv zu handeln.
2016 zog ich mit meinem Mann, den Meerschweinchen und meinem Shetland-Pony in den Taunus und war endlich wieder mit meinem großen Pferdeopi und meinen Bergschafen, die dort bereits zu Hause waren, vereint. Zudem wohnen wir dadurch wieder näher bei unseren Familien und ich begann eine Anstellung in einer Kleintierpraxis, in der homöopathisch und physiotherapeutisch gearbeitet wird. Dort habe ich viel gelernt, allerdings traf es noch nicht ganz meine Auffassung wie ich den Beruf des Tierarztes ausüben möchte. Tatsächlich musste ich das erst herausfinden.
Ich begann eine Anstellung bei einem mobilen Tiernotdienst, die mir hin und wieder schlaflose Nächte bereitete. Meistens wegen den Nachtdiensten, aber auch wegen den Erlebnissen während des Dienstes. Ich erlebte schulmedizinisch vorbehandelte Patienten, bei denen nur die Symptome behandelt wurden und es kurz darauf zu Komplikationen kam, weshalb wir eingreifen mussten. Manche Tierhalter haben zu spät erkannt, dass es dem Tier schlecht geht und deshalb den Notdienst gerufen. Leider konnte deshalb mancher Patient nur erlöst werden und das ist wahrlich nicht mein Ziel als Tierärztin. Vor allem wenn eine Heilung möglich gewesen wäre. Deshalb ist mir Aufklärung und Prävention sehr wichtig. Allerdings gab es natürlich auch viele positive Erlebnisse und ich freue mich, dass wir vielen Patienten und Haltern helfen konnten. Der Handlungsspielraum für eine kurative Behandlung oder Prävention ist im Notdienst allerdings sehr gering.
All diese Erlebnisse führten dazu, dass ich noch mehr über den Tellerrand schaue und mich noch intensiver mit alternativen Therapien und Ernährung beschäftige. Darüber hinaus absolvierte ich eine Weiterbildung in Traditioneller Chinesischer Veterinärmedizin. Allerdings wende ich mich nicht von der Schulmedizin ab. Sie kann technisch sehr viel und ist deshalb unverzichtbar. Allerdings fragt sie nicht so intensiv nach dem "Warum" und dem "Wie", nach den Modalitäten, also sämtlichen Einflüssen, die zu einer Verbesserung oder Verschlechterung der Krankheitssymptome führen.
Ich bin der Meinung, dass durch die Schulmedizin die Symptome oft unterdrückt werden und dadurch unter Umständen neue Beschwerden produziert. Meine Erkenntnis ist, dass je früher in ein falsch laufendes Geschehen eingegriffen und an allen Stellschrauben richtig gedreht wird, umso erfolgreicher ist die Therapie, wie auch die nachhaltige Genesung und somit das Wohlbefinden des Tieres. Schon das Aufmerksam sein und werden, in den kleinen Dingen, kann dem Leben des Tieres viel Mehrwert geben und somit dem Halter viel Freude und Spaß mit dem Tier.
Deshalb habe mich entschlossen, meine Dienste mit meiner eigenen mobilen Tierarztpraxis in Idstein für ganzheitliche Medizin und mit meinen Werten anzubieten. Meine derzeitigen Erlebnisse bestätigen mir täglich, dass dies der richtige Weg ist.
Ich freue mich sehr, dass Sie mich gefunden haben und ich nun das Leben Ihres vierbeinigen oder geflügelten Begleiters in Balance bringen darf.
Mitte 2021 hat sich eine weitere Änderung ergeben. Mein Mann und ich sind mit unseren Tieren nach Spall, an den Hunsrückrand gezogen und fühlen uns dort sehr wohl. Ich freue mich auf ein neues Kundeneinzugsgebiet, tolle Tiere und Menschen.